Marbach ist aufgeblüht
Countdown
Zwei Tage vor dem geplanten Event: Es stürmt, im Großraum Stuttgart deckt es einige Dächer ab. Muss der 1. Marbacher Blümlesmarkt womöglich abgesagt werden?
Ein Tag vor dem geplanten Event: Es regnet ununterbrochen und nicht nur ein bisschen, die WarnApp Nina meldet sogar leichtes Hochwasser in Nordwürttemberg. Swantje Hammer und Birgit Bauer bepflanzen in der Dauerdusche bis mitten in der Nacht Hochbeete und Kisten mit gespendeten Blumen. Wir vom Citymanagement überlegen, ob wir Neopren-Anzüge auspacken sollen. Vorsichtshalber stellen wir in der Alten Sakristei einen Karton mit Schirmen bereit, um sie Besuchern und Besucherinnen oder Teilnehmenden bei Bedarf zu spendieren.
Am Morgen vor dem Event: Vorhänge und Jalousien auf. Den ganzen Winter über hatten wir fast keinen Schnee, nun haben wir ihn. ABER: der Himmel ist blau! Also kein Neopren, sondern mehrere Schichten Bekleidung, Mütze, Schal, Handschuhe und was man sonst so im tiefen Winter trägt. Los geht es zum Aufbau. Wir segeln im kräftigen Wind mit unserer funkelnagelneuen Dropflag von der Alten Sakristei über die Baustelle Richtung Burgplatz. Bistrotisch, Bonushefte und Baustellenflyer kommen auch noch mit. Was tun, damit die Flyer nicht das tun, was ihr Name sagt: fliegen? Wir stellen fest: So eine Baustelle hat ihre Vorteile, nämlich lose Steine. Schnell einpacken und nachher auf den Flyern verteilen.
Marktstraßentreiben
Es herrscht schon reges Treiben. Vor dem Teeladen wird österlich geschmückt, hier wird es eine Teeparty geben, aufgrund des unterkühlten Wetters nicht draußen, sondern in der warmen Teestube. Wir begrüßen uns mit Scherzen, die Stimmung ist gelöst. Die Apotheke Palm baut vor dem Eingang einen Bistrotisch auf, hier wird später dank eines günstigen Angebots der Darm zum Frühlingsputz eingeladen. Vor dem marktdreizehn steht ein Tisch mit begehrenswert schönen italienischen Blumentöpfen. Im Café Winkler wird mit Fingerfood und einem Aperitif der Frühling eingeläutet. Später hören wir, dass „mega viel los“ war und das galt nicht nur für das Café Winkler – erleichtertes Aufatmen nach der langen Durststrecke.
Die Jugendfeuerwehr baut einen großen Pavillon auf, unter dem Blumengestecke gebastelt werden. Die Organisatorinnen haben dafür jede Menge Blechdosen und Blumen gespendet bekommen, Farbe und Borten werden bereitgelegt, ein Traktor hat Erde herangekarrt. Der Erlös aus dem Sparschein in Höhe von 440 Euro wird am Ende dem Verein Hope – Hilfe für die Ukraine übergeben, der tatkräftig beim Basteln mitgeholfen hat. Eine Station weiter: Vor der Buchhandlung Taube blühen jetzt Forsythien und an ihnen hängen Frühlingsgedichte. Man darf sie abpflücken und mitnehmen. Auf wunderbare Weise wachsen sie im Lauf der Aktion immer wieder nach.
Davor sind die Lastenräder eingefahren. Vom kalten Wind umtost stehen sie nun da und freuen sich darauf, in Zukunft ganz viel genutzt zu werden. Sie wurden von der Stadtverwaltung angeschafft, man darf sie kostenlos ausleihen, um zum Beispiel Waren, Kinder oder auch Blumen energiesparend und geldbeutelschonend zu transportieren. Die Eisdiele La Porta bereitet ihr besonderes Angebot in Sachen Kaffee und Kuchen vor. Aber der Himmel ist ja blau, die Sonne ist da, also wird sicher auch Eis gefragt sein. Kein Problem. Es gibt hier ja zwei hervorragende Eiscafés. Im Silvana läuten zur Feier des Blümlesmarktes Schwarzwald- und Erdbeerbecher die warme Jahreszeit ein.
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Bunter, blühender Burgplatz
Wir biegen auf den Burgplatz ab. Am Eingang steht die foodsharing-Gruppe. Sie hat Lebensmittel gerettet, Mundraub ist hier erlaubt, ja sogar erwünscht, nichts soll verkommen. Wer seine Nahrungsmittel zumindest teilweise selber anbauen will oder bunte Blumenbeete und blühende Balkonkästen haben möchte, ist links beim Familienunternehmen Dillmann und seinem Premiumsaatgut richtig und rechts bei den Kräutern, Gemüsesetzlingen, Beet- und Balkonblumen von AGROA. Wer aber ist AGROA? Viele rätseln und erfahren: Das ist die neue-alte LABAG. Gegen Mittag werden wir am Stand vom Citymanagement mit Gästen üben, den ungewohnten Namen flüssig auszusprechen und in unserem Gedächtnis zu verankern.
Wer keinen Garten hat oder das ganze Jahr über Salat, Tomaten und Kräuter frisch auf den Tisch bringen will, ist bei Roman Mayer und Sandra Stolfi richtig. Die beiden stellen den TowerGarden vor, bei dem das essbare Grün ganzjährig in die Höhe wächst. Um es vor dem kräftigen kalten Wind zu schützen, haben sie ein Zelt aufgebaut. Die neuerworbene Dropflag des Citymanagements wird mit ihrem 6 Kilo schweren Standfuß alles geben, um es zu sichern, hier beim Blümlesmarkt helfen nämlich alle zusammen.
Hüttenzauber und Tummelplatz
Einige haben in den Hütten Platz gefunden, die noch von der Weihnachtsoase übrig sind. Simone Starke aus Burgstetten kann hier zeigen, wie man mit Blumen die Wohnung verzaubert. Der Marbacher Imkerverein erzählt von der wichtigen Arbeit der Bienen und verkauft Honig. Die fleißigen Bienchen selbst nutzen währenddessen vermutlich an ihren jeweiligen Standorten die Sonnenstrahlen für einen Ausflug ins Grüne. Vor der Nachbarhütte bauen die Marbacher Weingärtner Bistrotische auf. In den nächsten Stunden wird man nicht nur dort, sondern überall auf dem Platz Grüppchen von Freunden, Bekannten und Nachbarn sehen, die sich zuprosten. Sie genießen das Zusammenkommen genauso wie die Kinder, die zwischen uns allen mit Kieseln spielen, auf den grünen Vienas herumklettern und sich gegenseitig jagen.
Die Kinder sind auch im hinteren Teil des Burgplatzes willkommen, denn dort ist Frühlingsbasteln mit dem Elternforum angesagt. Die Eltern können die Pause nutzen, um zum Beispiel bei der n*Gruppe und ihrer Pflanzentauschbörse oder der Fairtrade-Steuerungsgruppe vorbeizuschauen. Bei ihnen gibt es nicht nur Pflanzen, sondern auch Informationen dazu, wie mit einfachen Mitteln mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit gelebt werden können. Dazwischen bringen Obstbäume und Blütensträucher der Poppenweiler Gärtnerei Müller Farbe ins Spiel. Unser Citymanagement-Infotisch wird von ihren Apfel- und Birnbäumchen eingerahmt. Offenbar wirken wir in Sachen Obstbau kompetent, denn wir werden im Lauf des Tages immer wieder gefragt, ob die Äpfel groß oder klein sind, ob man die Pflanzen später in der Gärtnerei kaufen kann und wie viel sie kosten. Wir tun unser Bestes, manchmal kommt man eben zu überraschenden Jobs.
Ideenschmiede
Pünktlich um 10 Uhr sind alle bereit, doch die Eröffnung, zu der auch Bürgermeister Jan Trost und die SSM-Vorsitzende Stefanie Grams mit ihren Familien gekommen sind, muss warten. Warum? Auf dem Platz herrscht so viel fröhliches Hallo, dass es schwerfällt, es zu unterbrechen. Schließlich aber ist es soweit, Birgit Bauer und Swantje Hammer als Initiatorinnen, Bürgermeister Jan Trost als Stadtoberhaupt und Stellvertretender SSM-Vorsitzender, Andrea Hahn als Öffentlichkeitsarbeiterin im Citymanagement und Stefanie Grams als SSM-Vertreterin eröffnen den 1. Marbacher Blümlesmarkt. Zu diesem Zeitpunkt ist schon zu erahnen, dass er ein voller Erfolg werden könnte.
Tatsächlich: Durchgängig bis 15 Uhr kommen die Menschen und bringen gute Laune mit. Die Gespräche am Stand des Citymanagements drehen sich sehr oft um Ideen zum Veranstaltungskonzept, das gerade von der Grobphase in die Phase der Feinabstimmung übergeht. Der geplante Kindertag zum Wasser nimmt schnell Formen an, als Mitglieder des Marbacher Kanuclubs am Infostand zusammentreffen. Für die Eskimorolle reicht auf dem Burgplatz das Wasser wohl nicht, aber man könnte ja … Wir lauschen den Überlegungen und sind gespannt. Auch andere tragen zur Ideenfindung bei: Wir könnten doch eine Tiny-House-Siedlung bauen und einen See schaffen, oder? Volle Zustimmung: Genau, wir werden Marbach am See! Dazu fluten wir Teile von Bennin… ach nein, stopp, wir sind ja gemeinsam Gartenschau 2033 und Freunde. Also fluten wir nicht, wir bringen auch ohne See neues Leben in die Stadt. Aber die Tiny-House-Siedlung wäre eine echte Attraktion und Interessenten hätten wir auch schon. Erneut wird Zustimmung untereinander signalisiert. Es wird an diesem Tag viel gelacht, Gemeinschaftsgefühl wird spürbar.
Blümlesmarktglück
Für das Citymanagement bleibt kaum Zeit, sich vom Infotisch wegzubewegen und bei den Marktstraßengeschäften vorbeizuschauen. Die wenigen Stippvisiten aber zeigen, dass heute in der Innenstadt pralles Leben herrscht. Die Marbacher und Marbacherinnen sind wieder da, Marbach blüht auf.
Nach mehr als fünf Stunden bauen wir ab – müde, aber glücklich. Wir bringen unsere Ausrüstung in die Alte Sakristei, wo sie auf den nächsten Einsatz wartet. Der kommt zur Eröffnung des neuen Rathauses am 14. Mai, hierzu wird schon kräftig geplant. Davor gibt es noch andere Veranstaltungen in der Innenstadt, zum Beispiel am 30. April die Radbörse des SPD-Ortsvereins.
Im Vorbeigehen fällt der Blick auf ein Schild, das vor dem Schillerhof steht: Das Restaurant ist ab heute wieder geöffnet, es hat einen neuen Pächter. Na also, Marbach blüht wieder!